Format: 482 px x 246 px
Programme: Flash, PhotoShop
Technik: Animation, farbe, stumm
Umfang: 3 Filme (5 waren geplant)
Entstehungszeitraum: Ende 2002 bis Anfang 2010
Der Computer und das Programm Flash boten mir die Möglichkeit in kleinem Rahmen animierte Filme zu erstellen. Nach ein paar "Fingerübungen" bekam ich Lust darauf, ein größeres Flash-Projekt in Angriff zu nehmen. Statt also mit den Arbeiten an einer weiteren Comic-Geschichte zu beginnen, wollte ich diesmal eine Geschichte mit filmischen Mitteln erzählen. Eine einfache Handlung mit einigen überraschenden Wendungen stellte ich mir dabei vor. Der Film sollte vorrangig unterhaltsam sein, mir bei der Arbeit – und den Zuschauern beim ansehen Freude machen. Um ein möglichst großes Publikum zu erreichen, sollte er im Web gezeigt werden: Zugänglich für alle, zu jeder Zeit. In Anlehnung an ein während des Studiums geplantes Stop-Motion-Projekt, das nie realisiert worden war, entstand das Drehbuch zu DIE SCHNECKE. Auf Basis des Drehbuchs wurde das Storyboard entwickelt, dann das Erscheinungsbild der einzelnen Charaktere. Die Geschichte wurde in fünf aufeinander aufbauende Kapitel aufgeteilt, die in chronologischer Reihenfolge erstellt und veröffentlicht werden sollten. Der Produktionszeitraum war auf 2,5 Jahre veranschlagt. Es war von Beginn an klar, dass ich an dem Projekt nur an Feierabenden, Wochenenden und im Urlaub würde arbeiten können.
Die Arbeiten am ersten Kapitel verliefen exakt nach Plan – und machten einen Heidenspass. Die Arbeiten am zweiten Kapitel wuchsen auf etwa die doppelte Menge des ursprünglich kalkulierten Zeitraums an – und die Glücksmomente bei der Arbeit waren erheblich rarer. Die Arbeiten an Kapitel 3 liefen völlig aus dem Ruder – und waren phasenweise die reinste Tortur. Nach Kapitel 3 legte ich einen Produktionsstopp ein, den ich mittlerweile als unbefristet ansehe. Ob die beiden ausstehenden Teile tatsächlich eines Tages noch realisiert werden, vermag ich derzeit nicht abzusehen.
Wie es zu dieser Entwicklung kam?
Der Arbeitsaufwand für die Erstellung einer mit statischen Einzelbildern erzählten Comic-Geschichte unterscheidet sich enorm, von dem Arbeitsaufwand, der für die Erstellung eines aus 24 Einzelbildern pro Sekunde bestehenden Films notwendig ist. Und der Unterschied ist noch um einiges größer, wenn man alle Arbeiten allein durchführt. Wie groß dieser Unterschied aber tatsächlich ist, hatte ich mir im Vorfeld einfach nicht vorstellen können. Diese Fehleinschätzung war sicherlich mit ein Grund dafür, weshalb sich das Projekt so entwickelte, wie zuvor geschildert – aus heutiger Sicht jedoch, glaube ich, dass der eigentliche Knackpunkt ein anderer war, wie ich im Folgenden zu beschreiben versuche.
Nach Abschluss der Arbeiten an Kapitel 1, wollte ich die Qualität der folgenden Episoden um ein vielfaches verbessern. So sollten die Bewegungsphasen in Kapitel 2 deutlich realistischer ausfallen, wodurch selbstverständlich auch die Vorarbeiten für jede einzelne Sequenz deutlich umfangreicher wurden. Damit nicht genug, fing ich auch an, zusätzliche Szenen in das Drehbuch einzuarbeiten, um es vielschichtiger werden zu lassen. Und dies sind nur zwei Verbesserungsansätze von vielen, welche den Produktionsaufwand immer weiter in die Höhe trieben. Der ursprüngliche Ansatz, das Projekt klein und überschaubar zu halten, wich also immer mehr der Idee, aus jedem einzelnen "Ding" das bestmögliche zu machen. In dieser Form konnten die geplanten fünf Kapitel aber nicht mehr als "Freizeitprojekt" verwirklicht werden, auch wenn ich mir das zum damaligen Zeitpunkt nicht eingestehen wollte. Wenn man sich aber der Vernunft zum Trotz, etwas nicht eingestehen möchte, kommt es meist früher oder später durch Einflüsse der Wirklichkeit zu Entwicklungen, die es einem schwer machen, den bisherigen Standpunkt unverändert beizubehalten. In Bezug auf den "Schneckenfilm" führten die Einflüsse der Wirklichkeit dazu, dass meine Motivation an dem Projekt weiter zu arbeiten, stetig abnahm, denn die Arbeiten an den einzelnen Sequenzen gestalteten sich, aufgrund der gestiegenen Qualitätsansprüche, immer "langwieriger, zäher und unergiebiger". Nach Beendigung des dritten Kapitels kam das Projekt schließlich vollends zum Stillstand.
Die Reaktionen seitens des Publikums auf die drei erstellten Filme waren durchweg positiv – und das Interesse an dem "Schneckenfilm" zog im Web große Kreise. Deshalb möchte ich nicht vollständig ausschließen, dass die Geschichte doch noch irgendwann zu Ende gebracht wird. Vielleicht mit der Unterstützung anderer Gestalter. Dieses Gedankenspiel ist vermutlich auch der Grund dafür, weshalb ich die zu dem Film gehörende Webseite ab und an weiter mit Inhalten "füttere", obwohl diese kaum noch in direkter Verbindung zu dem Film stehen.
Die bei der Arbeit an dem "Schneckenfilm" gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse über mich und das Erstellen eines animierten Films, möchte ich unter keinen Umständen missen. Wichtigste Lehre: Manchmal sollte auch "aufhören" eine Option sein.
Nachdem ich unter DIE SCHNECKE einen vorläufigen Schlußstrich gezogen hatte, begannen die Arbeiten an der Webseite www.rainer-lieser.de